Offenbach – Zunächst einmal hat Noah Hanfland bei der SG Wiking Offenbach Fußball gespielt. Dann, vor mehr als fünf Jahren, brach die Pandemie aus. Corona. Die Welt stand gefühlt still. „Fußball hat in dieser Phase einfach nicht mehr funktioniert, und wir hatten daheim in Bieber eine Dartscheibe. Das hat mir schon immer Spaß gemacht, mit den Pfeilen auf sie zu werfen – und das hat dann während Corona besser denn je gepasst“, berichtet der 18 Jahre alter Abiturient der Theodor-Heuss-Schule (11. Klasse). Er ist auch nach Corona nicht mehr zurückgekehrt zum Fußball, setzt weiter auf Darts.

„Mir gefällt dieser Einzelsport super. Wenn du einen Fehler machst, kannst du die Schuld nur bei dir selbst suchen. Bei einem Fehler im Fußball enttäuschst du die ganze Mannschaft, hier nur dich selbst“, berichtet Noah Hanfland, der zwei bis dreimal die Woche im Vereinsheim des Sportclubs 07 Bürgel trainiert, sich dort sehr wohlfühlt unter vielen älteren und erfahrenen Spielern, die ihn mit Tipps versorgen.

Nummer eins der Junioren-Rangliste

Mit großem Erfolg. Als Erster der deutschen Junioren-Ranglisten hat er mittlerweile den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft, dank seiner Fähigkeiten und Ergebnisse ist er vor kurzem in der Offenbacher Sportstiftung in die höchste Förderstufe gerückt. Am Wochenende reist er zu einer internationalen U23-Challenge nach Wien. „Ich fahre dahin, um zu gewinnen“, sagt er selbstbewusst und ergänzt mit einem Lachen. „Ich muss gut spielen, genau treffen, voll konzentriert und vor allem ausgeschlafen sein. Solche Turniere beginnen am Wochenende spätestens um 10 Uhr – und da bin ich eigentlich eher Spätaufsteher.“

Klar, sein großer Traum wäre es, einmal als Profi rund um Weihnachten bei der Weltmeisterschaft im legendären Ally Pally in London vor vielen Fans anzutreten. Ist das realistisch? „Wenn man eine Absicherung hat, warum nicht. Man darf nicht alles auf eine Karte setzen, dann baut sich zu viel Druck auf. Ich bin sehr an Politik interessiert, will nach der Schule entweder eine Ausbildung bei der Stadt oder ein entsprechendes Studium machen. Und mich dann mit dieser gewissen Sicherheit langsam herantasten an die große Welt des Dartsports“, berichtet Noah Hanfland sehr klar und reflektiert über die langfristigen Ziele.
HOLGER APPEL